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offen:projekte:klapsenchroniken:booklet

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offen:projekte:klapsenchroniken:booklet [2024/04/25 14:14]
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 ===== Kapitel 2: Aufbruch und Ausbruch ===== ===== Kapitel 2: Aufbruch und Ausbruch =====
  
-Auf meiner Reise begegnete ich einem weiteren besonderen Menschen: Kay. Es war alles begegnete man einer alten Freundin, die man noch nie zuvor gesehen hatte, als sich unsere Blicke zum ersten Mal trafen. Die Gespräche in den Zigarettenpausen zwischen den - meist sehr anstrengenden - Orga-Plena für unser gemeinsamen Kongress fühlten sich sofort so an, als hätten wir schon vieles gemeinsam erlebt, dabei kannten wir uns erst seit einem halben Tag. +<tabbed>
  
-Als wir am zweiten Abend  gemeinsam spazieren gingen bekam ich eine Ahnung davon, woher dieses Gefühl rührte. Wie ich war Kay schon als Kind Opfer sexuellen Missbrauchs geworden. Wahrscheinlich war sie damals von ihrem Peiniger noch gemäß ihres "biologischen" Geschlechts als Junge wahrgenommen worden, und wir tauschten Erfahrungen darüber aus, wie schwer es auch und gerade als von der Gesellschaft als "männlich" wahrgenommener Mensch ist, über solche Erlebnisse offen zu sprechen, und darüber, wie sie einen fast zwangsläufig dazu bringen, traditionelle Rollenzuschreibungen in Frage zu stellen. Denn in selbst in vermeintlich aufgeklärten Kreisen herrscht bezüglich sexueller Übergriffe beinahe KonsensMänner sind Täter, Frauen sind Opfer. Was also macht dass aus uns, wenn wir offensichtlich keine Täter, sondern Opfer waren? +  * [[:offen:projekte:klapsenchroniken:lyrics:Nein|Nein]] 
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-Zumindest waren wir uns einig, dass wir dieser Rollenbechreibung von "Mann" nicht entsprechen wollen und werden. Kay hatte - nicht nur deswegen - beschlossen, dass sie diese Rolle nicht weiter spielen wollte. Insgeheim war ich neidisch darauf, dass sie den Mut dazu hatte, auch ihr Äusseres dem anzupassen, wie sie sich in ihrem Inneren fühlte. Ich selbst war noch nicht so weit, und ich weiß nicht ob ich es jemals sein werde oder sein will.+</tabbed>
  
-Dennoch brachte sie mich dazu, meine eigene sexuelle Identität grundsätzlicher in Frage zu stellen. Doch das lag nicht allein daran, das wir so befreiend offene Gespräche darüber führen konnten. Vielmehr bemerkte ich nach einigen Wochen, in denen wir uns zumindest an einem Wochenende im Monat trafen, dass da noch mehr war - ich hatte mich in sie verliebt. Es war nicht das erste Mal, dass ich mich in einen Menschen verliebt hatte, dem seine primären Geschlechtsmerkmale in unserer Gesellschaft meist zu der Bezeichnung "männlich" verhalfen oder verurteilten. Doch es war das erste Mal, dass ich diese Gefühle für einen solchen Menschen zulassen konnte, ohne dass sie direkt von der Panik davor überlagert wurden, abermals gewaltsam penetriert zu werden. +<tabbed> 
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 +Auf meiner Reise begegnete ich einem weiteren besonderen Menschen: Kay. Es war als begegnete man einer alten Freundin, die man noch nie zuvor gesehen hatte, als sich unsere Blicke zum ersten Mal trafen. Die Gespräche in den Zigarettenpausen zwischen den - meist sehr anstrengenden - Orga-Plena für unser gemeinsamen Kongress fühlten sich sofort so an, als hätten wir schon vieles gemeinsam erlebt, dabei kannten wir uns erst seit einem halben Tag. 
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 +Als wir am zweiten Abend gemeinsam spazieren gingen bekam ich eine Ahnung davon, woher dieses Gefühl rührte. Wie ich war Kay schon als Kind Opfer sexuellen Missbrauchs geworden. Wahrscheinlich war sie damals von ihrem Peiniger noch gemäß ihres "biologischen" Geschlechts als Junge wahrgenommen worden, und wir tauschten Erfahrungen darüber aus, wie schwer es auch und gerade als von der Gesellschaft als "männlich" wahrgenommener Mensch ist, über solche Erlebnisse offen zu sprechen, und darüber, wie sie einen fast zwangsläufig dazu bringen, traditionelle Rollenzuschreibungen in Frage zu stellen. Denn selbst in vermeintlich aufgeklärten Kreisen herrscht bezüglich sexueller Übergriffe beinahe Konsens: Männer sind Täter, Frauen sind Opfer. Was also machte dass aus uns, wenn wir offensichtlich keine Täter, sondern Opfer waren? 
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 +Zumindest waren wir uns einig, dass wir dieser Rollenbeschreibung von "Mann" nicht entsprechen wollen und werden. Kay hatte - nicht nur deswegen - beschlossen, dass sie diese Rolle nicht weiter spielen wollte. Insgeheim war ich neidisch darauf, dass sie den Mut dazu hatte, auch ihr Äusseres dem anzupassen, wie sie sich in ihrem Inneren fühlte. Ich selbst war noch nicht so weit, und ich weiß nicht ob ich es jemals sein werde oder sein will. 
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 +Dennoch brachte sie mich dazu, meine eigene sexuelle Identität grundsätzlicher in Frage zu stellen. Doch das lag nicht allein daran, das wir so befreiend offene Gespräche darüber führen konnten. Vielmehr bemerkte ich nach einigen Wochen, in denen wir uns zumindest an einem Wochenende im Monat trafen, dass da noch mehr war - ich hatte mich in sie verliebt. Es war nicht das erste Mal, dass ich mich in einen Menschen verliebt hatte, dem seine primären Geschlechtsmerkmale in unserer Gesellschaft meist zu der Bezeichnung "männlich" verhalfen oder verurteilten. Doch es war das erste Mal, dass ich diese Gefühle für einen solchen Menschen zulassen konnte, ohne dass sie direkt von der Panik davor überlagert wurden, abermals gewaltsam penetriert zu werden.
  
 Ist mensch jetzt eigentlich "Bi", wenn sie oder er so für einen transsexuellen Menschen empfindet? Darüber habe ich einige Zeit nachgedacht, bis ich zu dem Entschluss kam, das solche Labels eigentlich nur solchen Menschen helfen, die andere gern in Schubladen stecken, um sie zu diskriminieren. Ich glaube, ich mag den Begriff "queer" lieber, denn er ist der Begriff, den "solche Menschen" für sich selbst gewählt haben, also, wenn ich schon gerade ein Seelenstriptease hinlege, kann ich den Teil ganz nebenbei auch noch erledigen: "Hi, meine Name ist Benni, und ich bin queer - auch wenn ich nicht so wirke." Ist mensch jetzt eigentlich "Bi", wenn sie oder er so für einen transsexuellen Menschen empfindet? Darüber habe ich einige Zeit nachgedacht, bis ich zu dem Entschluss kam, das solche Labels eigentlich nur solchen Menschen helfen, die andere gern in Schubladen stecken, um sie zu diskriminieren. Ich glaube, ich mag den Begriff "queer" lieber, denn er ist der Begriff, den "solche Menschen" für sich selbst gewählt haben, also, wenn ich schon gerade ein Seelenstriptease hinlege, kann ich den Teil ganz nebenbei auch noch erledigen: "Hi, meine Name ist Benni, und ich bin queer - auch wenn ich nicht so wirke."
  
-Doch ich schweife ab. In all den tiefen Gesprächen die wir hatten, erzählte mir Kay eine Sache, die mich besonders berührte. Sie gestand mir, dass sie jeden Abend mindestens vier Bier trinken musste, um einschlafen zu können und von grausamen Albträumen verschont zu bleiben. Sie sprach davon, wie sehr sie sich dafür schämte und dass sie sich fest vorgenommen hatte, endlich damit aufzuhören, um dann eine Traumatherapie zu beginnen. +Doch ich schweife ab. In all den tiefen Gesprächen die wir hatten, erzählte mir Kay eine Sache, die mich besonders berührte. Sie gestand mir, dass sie jeden Abend mindestens vier Bier trinken musste, um einschlafen zu können und von grausamen Albträumen verschont zu bleiben. Sie sprach davon, wie sehr sie sich dafür schämte und dass sie sich fest vorgenommen hatte, endlich damit aufzuhören, um dann eine Traumatherapie zu beginnen.
  
-Es brach mir das Herz das ein Mensch mit so einer wunderschönen Seele - und so wunderschönen türkisblauen Augen - in seinem Leben schon so viel Leid ertragen musste, dass sie sich nicht anders zu helfen wusste, als sich tagtäglich zu betrinken. Und zugleich konnte ich es so gut nachvollziehen, denn ich selbst war - abgesehen von der relativ kurzen Unterbrechung in der Psychiatrie - in den vergangenen zwei Jahren wohl nicht eine Sekunde lang nüchtern gewesen, auch wenn meine Droge "nur" das Mariuhana war, das ich regelmäßig über den Tag verteilt rauchte um zu "entspannen". +Es brach mir das Herz das ein Mensch mit so einer wunderschönen Seele - und so wunderschönen türkisblauen Augen - in seinem Leben schon so viel Leid ertragen musste, dass sie sich nicht anders zu helfen wusste, als sich tagtäglich zu betrinken. Und zugleich konnte ich es so gut nachvollziehen, denn ich selbst war - abgesehen von der relativ kurzen Unterbrechung in der Psychiatrie - in den vergangenen zwei Jahren wohl nicht eine Sekunde lang nüchtern gewesen, auch wenn meine Droge "nur" das Mariuhana war, das ich regelmäßig über den Tag verteilt rauchteum zu "entspannen". Ich beschloss, Kay ein Lied zu schreiben.
-Ich beschloss, Kay ein Lied zu schreiben.+
  
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   * [[:offen:projekte:klapsenchroniken:lyrics:kaputt|Kaputt]]   * [[:offen:projekte:klapsenchroniken:lyrics:kaputt|Kaputt]]
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-===== Kapitel 3: Lernen zu Lieben =====+===== Kapitel 3: Das Jahr der Genesung. oder: Lernen zu Lieben =====
  
-**Sie** das bist **du**.**Du** die mich - wie heute Nacht - noch immer in meinen Träumen besucht. Der Mensch den ein Teil von mir immer noch liebt und wahrscheinlihc immer lieben wird. Der mich manchmal dazu bringt, gleich nach dem Erwachen "ich vermisse dich" zu flüstern, weil er einfach nicht aufhören kann in meinen Träumen verzweifelt einen längst verlorenen Kampf um deine Liebe weiter zu kämpfen. +**Sie**  das bist **du**. **Du**  die mich - wie heute Nacht - noch immer in meinen Träumen besucht. Der Mensch den ein Teil von mir immer noch liebt und wahrscheinlihc immer lieben wird. Der mich manchmal dazu bringt, gleich nach dem Erwachen "ich vermisse dich" zu flüstern, weil er einfach nicht aufhören kann in meinen Träumen verzweifelt einen längst verlorenen Kampf um deine Liebe weiter zu kämpfen.
  
-Dieser Teil von mir gaukelt mir in meinen Träumen vor, wir wären noch zusammen, und dass es sich lohnt, all die Erniedrigungen,  die Lügen, die Qualen und die Übergriffe zu ertragen.+Dieser Teil von mir gaukelt mir in meinen Träumen vor, wir wären noch zusammen, und dass es sich lohnt, all die Erniedrigungen, die Lügen, die Qualen und die Übergriffe zu ertragen.
  
 Denn auch das bist **du**: eine der zu vielen Täter*innen in meinem Leben, die es genossen, mich leiden zu sehen. Einer der Menschen,deren Augen glitzerten und deren sadistisches Lächeln aufblitzten, wenn sie ihre Macht über mich nutzten, um ihre sadistische Lust am Leid anderer zu befriedigen. Einer jener Menschen, die ein anderer Teil von mir zutiefst verabscheut, und der mich dafür verurteilt, solche Menschen jemals so nah an mich herangelassen zu haben wie dich. Denn auch das bist **du**: eine der zu vielen Täter*innen in meinem Leben, die es genossen, mich leiden zu sehen. Einer der Menschen,deren Augen glitzerten und deren sadistisches Lächeln aufblitzten, wenn sie ihre Macht über mich nutzten, um ihre sadistische Lust am Leid anderer zu befriedigen. Einer jener Menschen, die ein anderer Teil von mir zutiefst verabscheut, und der mich dafür verurteilt, solche Menschen jemals so nah an mich herangelassen zu haben wie dich.
  
-**Du** bist einer der Gründe, warum ich mittlerweiler vier Jahre Psychotherapie hinter mir habe und heute wieder in einem Bett in der Psychiatrie erwacht bin. **Du** und die anderen Täter*innen  tragen eine Mitschuld daran, dass ich mich an manchen Tagen so sehr hasse, mich so sehr vor mir selbst ekele, dass ich mir die Arme aufritze oder meinem Leben ein Ende setzen will. +**Du**  bist einer der Gründe, warum ich mittlerweiler vier Jahre Psychotherapie hinter mir habe und heute wieder in einem Bett in der Psychiatrie erwacht bin. **Du**  und die anderen Täter*innen tragen eine Mitschuld daran, dass ich mich an manchen Tagen so sehr hasse, mich so sehr vor mir selbst ekele, dass ich mir die Arme aufritze oder meinem Leben ein Ende setzen will.
  
-Das, was **du** und die anderen mir angetan haben, weil ihr eure Lust daran, anderen wehzutun, mit Leidenschaft oder gar Liebe verwechseltet, kann ich euch nicht verzeihen. +Das, was **du**  und die anderen mir angetan haben, weil ihr eure Lust daran, anderen wehzutun, mit Leidenschaft oder gar Liebe verwechseltet, kann ich euch nicht verzeihen.
  
 Die Erinnerungen daran werde ich in mir tragen müssen, mein Leben lang. Und es wird noch einer langer Weg sein, bis ich zumindest mir selbst verzeihen kann, dass ich zuließ, dass ihr mich dafür benutzt. Dass ich mich nicht früher und entschiedener dagegen gewehrt habe. Die Erinnerungen daran werde ich in mir tragen müssen, mein Leben lang. Und es wird noch einer langer Weg sein, bis ich zumindest mir selbst verzeihen kann, dass ich zuließ, dass ihr mich dafür benutzt. Dass ich mich nicht früher und entschiedener dagegen gewehrt habe.
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-  * [[:offen:projekte:klapsenchroniken:lyrics:mude_tod_leer| Müde, tod und leer]]+  * [[:offen:projekte:klapsenchroniken:lyrics:mude_tod_leer|Müde, tod und leer]] 
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 +  * [[:offen:projekte:klapsenchroniken:lyrics:Flashback|Flashback]] 
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 +  * [[:offen:projekte:klapsenchroniken:lyrics:Hallo|Hallo]]
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 ===== Epilog: Nicht das Ende, der Anfang einer Reise ===== ===== Epilog: Nicht das Ende, der Anfang einer Reise =====
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 +  * [[:offen:projekte:klapsenchroniken:lyrics:Queer|Queer]]
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 +  * [[:offen:projekte:klapsenchroniken:lyrics:so_einfach|so einfach]]
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 +  * [[:offen:projekte:klapsenchroniken:lyrics:Back_Again| Back_Again]]
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