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offen:projekte:klapsenchroniken:booklet

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offen:projekte:klapsenchroniken:booklet [2022/07/02 05:18]
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offen:projekte:klapsenchroniken:booklet [2024/04/17 00:48]
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 ===== Kapitel 2: Aufbruch und Ausbruch ===== ===== Kapitel 2: Aufbruch und Ausbruch =====
  
-Auf meiner Reise begegnete ich einem weiteren besonderen Menschen: Kay. Es war als begegnete man einer alten Freundin, die man noch nie zuvor gesehen hatte, als sich unsere Blicke zum ersten Mal trafen. Die Gespräche in den Zigarettenpausen zwischen den - meist sehr anstrengenden - Orga-Plena für unser gemeinsamen Kongress fühlten sich sofort so an, als hätten wir schon vieles gemeinsam erlebt, dabei kannten wir uns erst seit einem halben Tag. +Auf meiner Reise begegnete ich einem weiteren besonderen Menschen: Kay. Es war alles begegnete man einer alten Freundin, die man noch nie zuvor gesehen hatte, als sich unsere Blicke zum ersten Mal trafen. Die Gespräche in den Zigarettenpausen zwischen den - meist sehr anstrengenden - Orga-Plena für unser gemeinsamen Kongress fühlten sich sofort so an, als hätten wir schon vieles gemeinsam erlebt, dabei kannten wir uns erst seit einem halben Tag. 
  
-Als wir am zweiten Abend  gemeinsam spazieren gingen bekam ich eine Ahnung davon, woher dieses Gefühl rührte. Wie ich war Kay schon als Kind Opfer sexuellen Missbrauchs geworden. Wahrscheinlich war sie damals von ihrem Peiniger noch gemäß ihres "biologischen" Geschlechts als Junge wahrgenommen worden, und wir tauschten Erfahrungen darüber aus, wie schwer es auch und gerade als von der Gesellschaft als "männlich" wahrgenommener Mensch ist, über solche Erlebnisse offen zu sprechen, und darüber, wie sie einen fast zwangsläufig dazu bringen, traditionelle Rollenzuschreibungen in Frage zu stellen. Denn selbst in vermeintlich aufgeklärten Kreisen herrscht bezüglich sexueller Übergriffe beinahe Konsens: Männer sind Täter, Frauen sind Opfer. Was also macht dass aus uns, wenn wir offensichtlich keine Täter, sondern Opfer waren? +Als wir am zweiten Abend  gemeinsam spazieren gingen bekam ich eine Ahnung davon, woher dieses Gefühl rührte. Wie ich war Kay schon als Kind Opfer sexuellen Missbrauchs geworden. Wahrscheinlich war sie damals von ihrem Peiniger noch gemäß ihres "biologischen" Geschlechts als Junge wahrgenommen worden, und wir tauschten Erfahrungen darüber aus, wie schwer es auch und gerade als von der Gesellschaft als "männlich" wahrgenommener Mensch ist, über solche Erlebnisse offen zu sprechen, und darüber, wie sie einen fast zwangsläufig dazu bringen, traditionelle Rollenzuschreibungen in Frage zu stellen. Denn in selbst in vermeintlich aufgeklärten Kreisen herrscht bezüglich sexueller Übergriffe beinahe Konsens: Männer sind Täter, Frauen sind Opfer. Was also macht dass aus uns, wenn wir offensichtlich keine Täter, sondern Opfer waren? 
  
-Zumindest waren wir uns einig, dass wir dieser Rollenbeschreibung von "Mann" nicht entsprechen wollen und werden. Kay hatte - nicht nur deswegen - beschlossen, dass sie diese Rolle nicht weiter spielen wollte. Insgeheim war ich neidisch darauf, dass sie den Mut dazu hatte, auch ihr Äusseres dem anzupassen, wie sie sich in ihrem Inneren fühlte. Ich selbst war noch nicht so weit, und ich weiß nicht ob ich es jemals sein werde oder sein will.+Zumindest waren wir uns einig, dass wir dieser Rollenbechreibung von "Mann" nicht entsprechen wollen und werden. Kay hatte - nicht nur deswegen - beschlossen, dass sie diese Rolle nicht weiter spielen wollte. Insgeheim war ich neidisch darauf, dass sie den Mut dazu hatte, auch ihr Äusseres dem anzupassen, wie sie sich in ihrem Inneren fühlte. Ich selbst war noch nicht so weit, und ich weiß nicht ob ich es jemals sein werde oder sein will.
  
 Dennoch brachte sie mich dazu, meine eigene sexuelle Identität grundsätzlicher in Frage zu stellen. Doch das lag nicht allein daran, das wir so befreiend offene Gespräche darüber führen konnten. Vielmehr bemerkte ich nach einigen Wochen, in denen wir uns zumindest an einem Wochenende im Monat trafen, dass da noch mehr war - ich hatte mich in sie verliebt. Es war nicht das erste Mal, dass ich mich in einen Menschen verliebt hatte, dem seine primären Geschlechtsmerkmale in unserer Gesellschaft meist zu der Bezeichnung "männlich" verhalfen oder verurteilten. Doch es war das erste Mal, dass ich diese Gefühle für einen solchen Menschen zulassen konnte, ohne dass sie direkt von der Panik davor überlagert wurden, abermals gewaltsam penetriert zu werden.  Dennoch brachte sie mich dazu, meine eigene sexuelle Identität grundsätzlicher in Frage zu stellen. Doch das lag nicht allein daran, das wir so befreiend offene Gespräche darüber führen konnten. Vielmehr bemerkte ich nach einigen Wochen, in denen wir uns zumindest an einem Wochenende im Monat trafen, dass da noch mehr war - ich hatte mich in sie verliebt. Es war nicht das erste Mal, dass ich mich in einen Menschen verliebt hatte, dem seine primären Geschlechtsmerkmale in unserer Gesellschaft meist zu der Bezeichnung "männlich" verhalfen oder verurteilten. Doch es war das erste Mal, dass ich diese Gefühle für einen solchen Menschen zulassen konnte, ohne dass sie direkt von der Panik davor überlagert wurden, abermals gewaltsam penetriert zu werden. 
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 Doch ich schweife ab. In all den tiefen Gesprächen die wir hatten, erzählte mir Kay eine Sache, die mich besonders berührte. Sie gestand mir, dass sie jeden Abend mindestens vier Bier trinken musste, um einschlafen zu können und von grausamen Albträumen verschont zu bleiben. Sie sprach davon, wie sehr sie sich dafür schämte und dass sie sich fest vorgenommen hatte, endlich damit aufzuhören, um dann eine Traumatherapie zu beginnen.  Doch ich schweife ab. In all den tiefen Gesprächen die wir hatten, erzählte mir Kay eine Sache, die mich besonders berührte. Sie gestand mir, dass sie jeden Abend mindestens vier Bier trinken musste, um einschlafen zu können und von grausamen Albträumen verschont zu bleiben. Sie sprach davon, wie sehr sie sich dafür schämte und dass sie sich fest vorgenommen hatte, endlich damit aufzuhören, um dann eine Traumatherapie zu beginnen. 
  
-Es brach mir das Herz das ein Mensch mit so einer wunderschönen Seele - und so wunderschönen türkisblauen Augen - in seinem Leben schon so viel Leid ertragen musste, dass sie sich nicht anders zu helfen wusste, als sich tagtäglich zu betrinken. Und zugleich konnte ich es so gut nachvollziehen, denn ich selbst war - abgesehen von der relativ kurzen Unterbrechung in der Psychiatrie - in den vergangenen zwei Jahren wohl nicht eine Sekunde lang nüchtern gewesen, auch wenn meine Droge "nur" das Mariuhana war, das ich regelmäßig über den Tag verteilt rauchteum zu "entspannen".+Es brach mir das Herz das ein Mensch mit so einer wunderschönen Seele - und so wunderschönen türkisblauen Augen - in seinem Leben schon so viel Leid ertragen musste, dass sie sich nicht anders zu helfen wusste, als sich tagtäglich zu betrinken. Und zugleich konnte ich es so gut nachvollziehen, denn ich selbst war - abgesehen von der relativ kurzen Unterbrechung in der Psychiatrie - in den vergangenen zwei Jahren wohl nicht eine Sekunde lang nüchtern gewesen, auch wenn meine Droge "nur" das Mariuhana war, das ich regelmäßig über den Tag verteilt rauchte um zu "entspannen".
 Ich beschloss, Kay ein Lied zu schreiben. Ich beschloss, Kay ein Lied zu schreiben.
  
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 ===== Kapitel 3: Lernen zu Lieben ===== ===== Kapitel 3: Lernen zu Lieben =====
  
-**Sie** das bist **du**. **Du** die mich - wie heute Nacht - noch immer in meinen Träumen besucht. Der Mensch den ein Teil von mir immer noch liebt und wahrscheinlihc immer lieben wird. Der mich manchmal dazu bringt, gleich nach dem Erwachen "ich vermisse dich" zu flüstern, weil er einfach nicht aufhören kann in meinen Träumen verzweifelt einen längst verlorenen Kampf um deine Liebe weiter zu kämpfen. +**Sie** das bist **du**.**Du** die mich - wie heute Nacht - noch immer in meinen Träumen besucht. Der Mensch den ein Teil von mir immer noch liebt und wahrscheinlihc immer lieben wird. Der mich manchmal dazu bringt, gleich nach dem Erwachen "ich vermisse dich" zu flüstern, weil er einfach nicht aufhören kann in meinen Träumen verzweifelt einen längst verlorenen Kampf um deine Liebe weiter zu kämpfen. 
  
 Dieser Teil von mir gaukelt mir in meinen Träumen vor, wir wären noch zusammen, und dass es sich lohnt, all die Erniedrigungen,  die Lügen, die Qualen und die Übergriffe zu ertragen. Dieser Teil von mir gaukelt mir in meinen Träumen vor, wir wären noch zusammen, und dass es sich lohnt, all die Erniedrigungen,  die Lügen, die Qualen und die Übergriffe zu ertragen.
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