Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen gezeigt.
Beide Seiten, vorherige Überarbeitung Vorherige Überarbeitung Nächste Überarbeitung | Vorherige Überarbeitung Nächste Überarbeitung Beide Seiten, nächste Überarbeitung | ||
offen:projekte:klapsenchroniken:booklet [2022/07/02 05:18] 65.108.2.171 alte Version wiederhergestellt (2021/07/24 16:38) |
offen:projekte:klapsenchroniken:booklet [2024/04/19 04:13] 94.23.203.107 alte Version wiederhergestellt (2024/03/05 08:00) |
||
---|---|---|---|
Zeile 64: | Zeile 64: | ||
Ich klammerte mich an dieses Gefühl wie ein Ertrinkender auf hoher See an ein Stück Treibholz. Ich verliebte mich in die Vorstellung, | Ich klammerte mich an dieses Gefühl wie ein Ertrinkender auf hoher See an ein Stück Treibholz. Ich verliebte mich in die Vorstellung, | ||
- | Zugleich wich die Trauer und die Verzweiflung darüber, dass **sie** | + | Zugleich wich die Trauer und die Verzweiflung darüber, dass **sie** |
Beides - diese Wut, gepaart mit dem Wunsch nach Flucht, Aufbruch und Neuanfang - verarbeitete ich in meinem nächsten Song mit dem passenden Namen "Na und?" | Beides - diese Wut, gepaart mit dem Wunsch nach Flucht, Aufbruch und Neuanfang - verarbeitete ich in meinem nächsten Song mit dem passenden Namen "Na und?" | ||
Zeile 75: | Zeile 75: | ||
</ | </ | ||
- | Nach gut einem Monat in der Pychiatrie war ich wieder stabil genug, um entlassen zu werden. Tatsächlich hatte der Sport, die Musiktherapie, | + | < |
- | Doch die Zuversicht und die Hoffnung hielten nicht lange an, als ich wieder zu Hause war. Denn an meinem Leben " | + | * [[: |
+ | * schliessen | ||
- | Und es trug nicht gerade zu Aufhellung meiner Gemütslage bei, dass ich mit anhören musste, wie sich im Zimmer direkt neben mir einer von ihnen langsam aber stetig zu Tode soff. Jeden Tag, wenn er gegen 16 Uhr von der Arbeit nach Hause kam, war sein erster Gang jener zum Kühlschrank, | + | </ |
- | + | ||
- | Bis zum Abend trank er täglich mindestens sechs davon, und spätestens nach dem vierten war er so voll, dass er sich nur noch lallend artikulieren konnte, und sich am nächsten Tag an nichts mehr erinnern konnte, was er ab diesem Zeitpunkt getan oder mit anderen besprochen hatte. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, seine durch den Alkohol zusehens schlechter werdende Laune lautstark an seinen Mitbewohnern auszulassen. | + | |
- | + | ||
- | Es machte mich unendlich traurig, diesem Menschen, den ich einst als einen meiner besten Freunde bezeichnet hätte, dabei zuzuschauen, | + | |
- | + | ||
- | Auch der Rest meiner WG war mir nur selten eine Stütze. Ich war mehr als enttäuscht darüber, dass sie mit meiner Ex-Freundin so umgingen, als wäre nie etwas passiert. Dass sie es als vollkommen normal und selbstverständlich ansahen, dass sie - jetzt, wo wir nicht mehr zusammen waren - so ziemlich mit jedem aus der Clique flirtete und rummachte. Ich nahm es ihnen übel, dass sie auf ihre Einladungen zu Parties, Weihnachtsfeiern etc. eingingen, ohne auch nur ein einziges Wort dazu zu sagen, dass es mindestens Mal äußerst rücksichtslos war, wie sie sich verhielt. Das es ihnen egal zu sein schien, dass ich an all den Aktivitäten unseres ehemals gemeinsamen Freundeskreises nicht mehr teilnehmen konnte, weil ich ihr aus meiner Sicht übergriffiges Verhalten nicht ertragen konnte - und sie seit wir getrennt waren auch sehr großen Wert darauf legte, auch möglichst überall dabei zu sein. | + | |
- | + | ||
- | Sehr bald schloß ich mich nur noch in mein Zimmer ein und verließ es nur noch, um einkaufen zu gehen oder im Park um die Ecke Joints zu rauchen. Ich war nicht besser als mein alkoholsüchtiger Freund nebenan: Das erste was ich nach dem wachwerden tat, und das letzte, was ich tat, bevor ich schlafen ging, war zu kiffen. Ich war durchgängig high zu dieser Zeit, weil ich dachte, dass es mir hilft, meine Einsamkeit, meine Wut und meine Trauer besser zu ertragen. | + | |
- | + | ||
- | Mein Zimmer war widerlich dreckig und stank, weil ich mich nicht aufraffen konnte zu putzen. Die Matratze, auf der ich den Großteil meines Tages verbrachte, lag ohne Gestell oder Lattenrost auf dem dreckigen und klebrigen Boden und schimmelte von unten durch. Dass alles war mir jedoch egal - ich war gefangen in meiner eigenen Welt, und die war jetzt wieder dunkel und düster und ohne Hoffnung. Mit einem großen Maß an Selbstverachtung schrieb ich über meinen Lebenswandel dieses Lied. | + | |
< | < | ||
Zeile 106: | Zeile 97: | ||
</ | </ | ||
- | |||
- | Nach und nach wurde mir bewusst, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich musste einsehen, dass ich hier nicht mehr hin gehörte. An meiner Wohn- und Lebenssituation musste sich irgendetwas grundlegend ändern, wenn ich nicht vor die Hunde gehen wollte. | ||
- | |||
- | Ich dachte wieder zurück an das Gefühl von Hoffnung, dass mir die Idee gab, ein Vagabunden-Leben zu führen. "Alles ist besser als hier" dachte ich, und so begann ich tatsächlich, | ||
- | |||
- | Ich investierte meine letzten Ersparnisse in einen Verstärker mit Akku, mit dem ich auf der Straße würde spielen können. | ||
- | |||
- | Und dann kam mir ein recht seltsamer Gedanke: Was, wenn du beim Spielen in irgendeiner Fußgängerzone deiner Traumfrau begegnest? Du brauchst ein Flirt-Lied! Du brauchst ein Lied, mit dem du sie verzaubern kannst! Und so entstand das nächste Lied... | ||
< | < | ||
- | * [[: | + | * [[: |
* schliessen | * schliessen | ||
</ | </ | ||
- | |||
- | Langsam war ich es leid, in Selbstmitleid zu versinken. Ich fragte mich, was außer der Sache mit meiner Ex-Freundin mich eigentlich so unglücklich machte. Irgendwann wurde mir klar: ich war nicht der einzige, der sich aufgegeben hatte. Eigentlich - dass wurde mir bewusst - hatte sich mein komplettes Umfeld inzwischen selbst aufgegeben. Die Menschen, die Freunde, mit denen ich einst im AStA saß, die mit mir gemeinsam Studiengebühren abgeschafft hatten und mit denen ich mehr als ein halbes Jahrzehnt für bessere Studienbedingungen, | ||
- | |||
- | Sie alle waren mittlerweile allein darauf aus, irgendwie an ein gesichertes Beschäftigungsverhältnis und sichere Einkommensverhältnisse zu kommen. Die meisten von Ihnen arbeiteten mittlerweile in ein und dem selben Krankenhaus an der Pforte, in Wechselschicht, | ||
- | |||
- | Ich wusste, ich würde nicht so enden wollen wie sie. Ich wusste, dass war nicht mein Weg. Doch ich verzweifelte fast beim Gedanken daran, sie zurückzulassen, | ||
- | < | ||
- | |||
- | * [[: | ||
- | * schliessen | ||
- | |||
- | </ | ||
- | |||
- | Ein paar Wochen später bekam ich zufällig Wind von einem Projekt, dass sich anhörte, als hätte jemand meine Gedanken gelesen. Es ging darum, einen Kongress auf die Beine zu stellen, auf dem es um genau die Fragen gehen sollte, die mich jetzt seit einiger Zeit beschäftigten: | ||
- | |||
- | Ich reiste zu einem der ersten Orga-Treffen - allein, denn von meinen Freunden konnte oder wollte trotz Nachfrage niemand mit dorthin kommen. Ob es anders gelaufen wäre, wenn ich den Mut gehabt hätte, ihnen das Lied von gerade vorzusingen? | ||
- | |||
- | Als ich dort ankam, war ich sofort total begeistert: Ich traf auf lauter wundervolle Menschen, in deren Augen genau jenes Feuer loderte, dass mich und meine Freunde einst auszeichnete. Das Feuer der Hoffnung und des Tatendrangs, | ||
- | |||
- | Natürlich beschloß ich gleich, mit in die Organisation des Kongresses einzusteigen. Wir fanden einen coolen Namen für den Kongress: "Move Utopia - für eine Welt nach Bedürfnissen und Fähigkeiten" | ||
- | |||
- | Euphorisiert warf ich mich in die neue Aufgabe, denn es war viel zu tun, und es machte einen riesigen Spaß. Es war so wunderschön endlich wieder von Seelen umgeben zu sein, die Hoffnung in sich trugen. Es gab mir die Gelegenheit für so viele tiefe, erfüllende und aufbauende Begegnungen und Gespräche. Und es half mir, einen Teil von mir wieder zu finden, vom dem ich dachte, er sei für immer verschwunden. Der Teil von mir, der bereit ist zu kämpfen für eine bessere Welt. Grund genug, diesen wundervollen Menschen ein Lied zu widmen. | ||
< | < | ||
Zeile 173: | Zeile 134: | ||
===== Kapitel 3: Das Jahr der Genesung. oder: Lernen zu Lieben, lernen zu leben ===== | ===== Kapitel 3: Das Jahr der Genesung. oder: Lernen zu Lieben, lernen zu leben ===== | ||
- | |||
- | < | ||
- | |||
- | * [[: | ||
- | * schliessen | ||
- | |||
- | </ | ||
**Sie** | **Sie** | ||
Zeile 202: | Zeile 156: | ||
</ | </ | ||
- | ===== Epilog: Nicht das Ende, der Anfang einer Reise \\ ===== | + | < |
+ | |||
+ | * [[: | ||
+ | * schliessen | ||
+ | |||
+ | </ | ||
+ | |||
+ | Epilog: Nicht das Ende, der Anfang einer Reise \\ | ||
< | < | ||
Zeile 214: | Zeile 175: | ||
* [[: | * [[: | ||
+ | * schliessen | ||
+ | |||
+ | </ | ||
+ | |||
+ | < | ||
+ | |||
+ | * [[: | ||
* schliessen | * schliessen | ||