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offen:projekte:klapsenchroniken:booklet

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offen:projekte:klapsenchroniken:booklet [2022/07/02 05:18]
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offen:projekte:klapsenchroniken:booklet [2024/04/19 04:13] (aktuell)
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-In den folgenen Tagen spielte ich dieses Lied, wann immer es der verblüffend vollgestopfte Zeitplan der Psychiatrie es mir erlaubte. Ich sang es allein für mich im Garten der Psychiatrie ( ich durte mittlerweile wieder alleine raus, weil ich sehr überzeugend log, dass das mit den Selbstmordgedanken dank der vielen Aktivitäten schon viel besser geworden sei).+In den folgenen Tagen spielte ich dieses Lied, wann immer es der verblüffend vollgestopfte Zeitplan der Psychiatrie es mir erlaubte. Ich sang es allein für mich im Garten der Psychiatrie (ich durte mittlerweile wieder alleine raus, weil ich sehr überzeugend log, dass das mit den Selbstmordgedanken dank der vielen Aktivitäten schon viel besser geworden sei).
  
 Ich achtete peinlich genau darauf, dass niemand in der Nähe war und mich hören konnte, wenn ich es sang und ich sang es sehr leise und meist mit tränenerstickter Stimme. Ich achtete peinlich genau darauf, dass niemand in der Nähe war und mich hören konnte, wenn ich es sang und ich sang es sehr leise und meist mit tränenerstickter Stimme.
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 Es war als ließe ich mit jedem Ton ein klein wenig der dunklen Wolke entweichen, die mich so bleiernd niederdrückte. Es war als ließe ich mit jedem Ton ein klein wenig der dunklen Wolke entweichen, die mich so bleiernd niederdrückte.
  
-Drei Tage später kam mich Matthias besuchen, einder der wenigen Freunde, die mir noch geblieben waren. Wir spazierten durch den Garten, und ich hatte meine Gitarre mitgenommen. Wir setzten uns auf eine Bank im hinteren Teil des Gartens und ich klimmperte vor mich hin. Nur sehr zögerlich konnte ich mich überwinden ihn zu fragen, ob er mein Lied hören wollte.+Drei Tage später kam mich Matthias besuchen, einer der der wenigen Freunde, die mir noch geblieben waren. Wir spazierten durch den Garten, und ich hatte meine Gitarre mitgenommen. Wir setzten uns auf eine Bank im hinteren Teil des Gartens und ich klimmperte vor mich hin. Nur sehr zögerlich konnte ich mich überwinden ihn zu fragen, ob er mein Lied hören wollte.
  
 Nie zuvor hatte ich jemand anderem eines meiner Lieder vorgespielt. Ich schämte mich für meine Stimme und mein viel zu schlechtes Gitarrenspiel. Und erst recht schämte ich mich für meine simple Lyrik. Als er einwilligte, zuzuhören, schlug mir mein Herz bis zum Hals. Nie zuvor hatte ich jemand anderem eines meiner Lieder vorgespielt. Ich schämte mich für meine Stimme und mein viel zu schlechtes Gitarrenspiel. Und erst recht schämte ich mich für meine simple Lyrik. Als er einwilligte, zuzuhören, schlug mir mein Herz bis zum Hals.
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 Doch der Satz ließ mich nicht los. "Ich - ein Künstler?! So ein Quatsch!" sagte ich mir immer wieder. Und dennoch, die Vorstellung gefiel mir. Mehr noch, sie ließ sogar ein Gefühl in mir aufflammen, von dem ich überzeugt war, dass ich es nie wieder würde empfinden können - Hoffnung. Doch der Satz ließ mich nicht los. "Ich - ein Künstler?! So ein Quatsch!" sagte ich mir immer wieder. Und dennoch, die Vorstellung gefiel mir. Mehr noch, sie ließ sogar ein Gefühl in mir aufflammen, von dem ich überzeugt war, dass ich es nie wieder würde empfinden können - Hoffnung.
  
-Ich klammerte mich an dieses Gefühl wie ein Ertrinkender auf hoher See an ein Stück Treibholz. Ich verliebte mich in die Vorstellung durch die Innenstädte des Landes zu ziehen und den Menschen vorzusingen, um damit gerade genug Geld zu sammeln, dass ich mir etwas zu essen leisten und vielleicht alle paar Tage eine Nacht in einem Hotel verbringen könnte, um zu duschen. Die Vorstellung, ein Vagabundenleben zu führen, erschien mir plötzlich unheimlich romantisch und erstrebenswert.+Ich klammerte mich an dieses Gefühl wie ein Ertrinkender auf hoher See an ein Stück Treibholz. Ich verliebte mich in die Vorstellungdurch die Innenstädte des Landes zu ziehen und den Menschen vorzusingen, um damit gerade genug Geld zu sammeln, dass ich mir etwas zu essen leisten und vielleicht alle paar Tage eine Nacht in einem Hotel verbringen könnte, um zu duschen. Die Vorstellung, ein Vagabundenleben zu führen, erschien mir plötzlich unheimlich romantisch und erstrebenswert.
  
 Zugleich wich die Trauer und die Verzweiflung darüber, dass **sie**  sich von mir getrennt hatte, immer mehr dem Gefühl der Wut und der Empörung darüber, was für eine Art von Beziehung ich da eigentlich in den vergangenen acht Jahren "überlebt" hatte. Zugleich wich die Trauer und die Verzweiflung darüber, dass **sie**  sich von mir getrennt hatte, immer mehr dem Gefühl der Wut und der Empörung darüber, was für eine Art von Beziehung ich da eigentlich in den vergangenen acht Jahren "überlebt" hatte.
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 ===== Kapitel 2: Aufbruch und Ausbruch ===== ===== Kapitel 2: Aufbruch und Ausbruch =====
  
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-  * [[:offen:projekte:klapsenchroniken:lyrics:mude_tod_leer|Müde, Tod und Leer]]+  * [[:offen:projekte:klapsenchroniken:lyrics:nein|Nein]]
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 Auf meiner Reise begegnete ich einem weiteren besonderen Menschen: Kay. Es war als begegnete man einer alten Freundin, die man noch nie zuvor gesehen hatte, als sich unsere Blicke zum ersten Mal trafen. Die Gespräche in den Zigarettenpausen zwischen den - meist sehr anstrengenden - Orga-Plena für unser gemeinsamen Kongress fühlten sich sofort so an, als hätten wir schon vieles gemeinsam erlebt, dabei kannten wir uns erst seit einem halben Tag. Auf meiner Reise begegnete ich einem weiteren besonderen Menschen: Kay. Es war als begegnete man einer alten Freundin, die man noch nie zuvor gesehen hatte, als sich unsere Blicke zum ersten Mal trafen. Die Gespräche in den Zigarettenpausen zwischen den - meist sehr anstrengenden - Orga-Plena für unser gemeinsamen Kongress fühlten sich sofort so an, als hätten wir schon vieles gemeinsam erlebt, dabei kannten wir uns erst seit einem halben Tag.
  
-Als wir am zweiten Abend gemeinsam spazieren gingen bekam ich eine Ahnung davon, woher dieses Gefühl rührte. Wie ich war Kay schon als Kind Opfer sexuellen Missbrauchs geworden. Wahrscheinlich war sie damals von ihrem Peiniger noch gemäß ihres "biologischen" Geschlechts als Junge wahrgenommen worden, und wir tauschten Erfahrungen darüber aus, wie schwer es auch und gerade als von der Gesellschaft als "männlich" wahrgenommener Mensch ist, über solche Erlebnisse offen zu sprechen, und darüber, wie sie einen fast zwangsläufig dazu bringen, traditionelle Rollenzuschreibungen in Frage zu stellen. Denn selbst in vermeintlich aufgeklärten Kreisen herrscht bezüglich sexueller Übergriffe beinahe Konsens: Männer sind Täter, Frauen sind Opfer. Was also macht dass aus uns, wenn wir offensichtlich keine Täter, sondern Opfer waren?+Als wir am zweiten Abend gemeinsam spazieren gingen bekam ich eine Ahnung davon, woher dieses Gefühl rührte. Wie ich war Kay schon als Kind Opfer sexuellen Missbrauchs geworden. Wahrscheinlich war sie damals von ihrem Peiniger noch gemäß ihres "biologischen" Geschlechts als Junge wahrgenommen worden, und wir tauschten Erfahrungen darüber aus, wie schwer es auch und gerade als von der Gesellschaft als "männlich" wahrgenommener Mensch ist, über solche Erlebnisse offen zu sprechen, und darüber, wie sie einen fast zwangsläufig dazu bringen, traditionelle Rollenzuschreibungen in Frage zu stellen. Denn selbst in vermeintlich aufgeklärten Kreisen herrscht bezüglich sexueller Übergriffe beinahe Konsens: Männer sind Täter, Frauen sind Opfer. Was also machte dass aus uns, wenn wir offensichtlich keine Täter, sondern Opfer waren?
  
 Zumindest waren wir uns einig, dass wir dieser Rollenbeschreibung von "Mann" nicht entsprechen wollen und werden. Kay hatte - nicht nur deswegen - beschlossen, dass sie diese Rolle nicht weiter spielen wollte. Insgeheim war ich neidisch darauf, dass sie den Mut dazu hatte, auch ihr Äusseres dem anzupassen, wie sie sich in ihrem Inneren fühlte. Ich selbst war noch nicht so weit, und ich weiß nicht ob ich es jemals sein werde oder sein will. Zumindest waren wir uns einig, dass wir dieser Rollenbeschreibung von "Mann" nicht entsprechen wollen und werden. Kay hatte - nicht nur deswegen - beschlossen, dass sie diese Rolle nicht weiter spielen wollte. Insgeheim war ich neidisch darauf, dass sie den Mut dazu hatte, auch ihr Äusseres dem anzupassen, wie sie sich in ihrem Inneren fühlte. Ich selbst war noch nicht so weit, und ich weiß nicht ob ich es jemals sein werde oder sein will.
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-===== Kapitel 3: Lernen zu Lieben =====+===== Kapitel 3: Das Jahr der Genesung. oder: Lernen zu Lieben, lernen zu leben =====
  
 **Sie**  das bist **du**. **Du**  die mich - wie heute Nacht - noch immer in meinen Träumen besucht. Der Mensch den ein Teil von mir immer noch liebt und wahrscheinlihc immer lieben wird. Der mich manchmal dazu bringt, gleich nach dem Erwachen "ich vermisse dich" zu flüstern, weil er einfach nicht aufhören kann in meinen Träumen verzweifelt einen längst verlorenen Kampf um deine Liebe weiter zu kämpfen. **Sie**  das bist **du**. **Du**  die mich - wie heute Nacht - noch immer in meinen Träumen besucht. Der Mensch den ein Teil von mir immer noch liebt und wahrscheinlihc immer lieben wird. Der mich manchmal dazu bringt, gleich nach dem Erwachen "ich vermisse dich" zu flüstern, weil er einfach nicht aufhören kann in meinen Träumen verzweifelt einen längst verlorenen Kampf um deine Liebe weiter zu kämpfen.
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 Dieser Teil von mir gaukelt mir in meinen Träumen vor, wir wären noch zusammen, und dass es sich lohnt, all die Erniedrigungen, die Lügen, die Qualen und die Übergriffe zu ertragen. Dieser Teil von mir gaukelt mir in meinen Träumen vor, wir wären noch zusammen, und dass es sich lohnt, all die Erniedrigungen, die Lügen, die Qualen und die Übergriffe zu ertragen.
  
-Denn auch das bist **du**: eine der zu vielen Täter*innen in meinem Leben, die es genossen, mich leiden zu sehen. Einer der Menschen,deren Augen glitzerten und deren sadistisches Lächeln aufblitzten, wenn sie ihre Macht über mich nutzten, um ihre sadistische Lust am Leid anderer zu befriedigen. Einer jener Menschen, die ein anderer Teil von mir zutiefst verabscheut, und der mich dafür verurteilt, solche Menschen jemals so nah an mich herangelassen zu haben wie dich.+Denn auch das bist **du**: eine der zu vielen Täter*innen in meinem Leben, die es genossen, mich leiden zu sehen. Einer der Menschen, deren Augen glitzerten und deren sadistisches Lächeln aufblitzten, wenn sie ihre Macht über mich nutzten, um ihre sadistische Lust am Leid anderer zu befriedigen. Einer jener Menschen, die ein anderer Teil von mir zutiefst verabscheut, und der mich dafür verurteilt, solche Menschen jemals so nah an mich herangelassen zu haben wie dich.
  
 **Du**  bist einer der Gründe, warum ich mittlerweiler vier Jahre Psychotherapie hinter mir habe und heute wieder in einem Bett in der Psychiatrie erwacht bin. **Du**  und die anderen Täter*innen tragen eine Mitschuld daran, dass ich mich an manchen Tagen so sehr hasse, mich so sehr vor mir selbst ekele, dass ich mir die Arme aufritze oder meinem Leben ein Ende setzen will. **Du**  bist einer der Gründe, warum ich mittlerweiler vier Jahre Psychotherapie hinter mir habe und heute wieder in einem Bett in der Psychiatrie erwacht bin. **Du**  und die anderen Täter*innen tragen eine Mitschuld daran, dass ich mich an manchen Tagen so sehr hasse, mich so sehr vor mir selbst ekele, dass ich mir die Arme aufritze oder meinem Leben ein Ende setzen will.
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-===== Epilog: Nicht das Ende, der Anfang einer Reise =====+<tabbed> 
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 +Epilog: Nicht das Ende, der Anfang einer Reise \\ 
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 +  * [[:offen:projekte:klapsenchroniken:lyrics:queer|Queer]] 
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 +  * [[:offen:projekte:klapsenchroniken:lyrics:so_einfach|so einfach]] 
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 +  * [[:offen:projekte:klapsenchroniken:lyrics:back_again|Back_Again]] 
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/hp/ag/af/zd/www/data/attic/offen/projekte/klapsenchroniken/booklet.1656731887.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/07/02 05:18 von 65.108.2.171