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====== Die Klapsenchroniken ====== | ====== Die Klapsenchroniken ====== | ||
+ | ** Eine Reise in den Wahnsinn und zurück. ** | ||
- | **Eine Reise in den Wahnsinn und zurück. ** | + | ** oder: (k)ein Versuch eines Helden ** |
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- | **oder: (k)ein Versuch eines Helden ** | + | |
===== Kapitel 1: jede Reise beginnt am tiefsten Punkt ===== | ===== Kapitel 1: jede Reise beginnt am tiefsten Punkt ===== | ||
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- | In den folgenen Tagen spielte ich dieses Lied, wann immer es der verblüffend vollgestopfte Zeitplan der Psychiatrie es mir erlaubte. Ich sang es allein für mich im Garten der Psychiatrie (ich durte mittlerweile wieder alleine raus, weil ich sehr überzeugend log, dass das mit den Selbstmordgedanken dank der vielen Aktivitäten schon viel besser geworden sei). | + | In den folgenen Tagen spielte ich dieses Lied, wann immer es der verblüffend vollgestopfte Zeitplan der Psychiatrie es mir erlaubte. Ich sang es allein für mich im Garten der Psychiatrie ( ich durte mittlerweile wieder alleine raus, weil ich sehr überzeugend log, dass das mit den Selbstmordgedanken dank der vielen Aktivitäten schon viel besser geworden sei). |
Ich achtete peinlich genau darauf, dass niemand in der Nähe war und mich hören konnte, wenn ich es sang und ich sang es sehr leise und meist mit tränenerstickter Stimme. | Ich achtete peinlich genau darauf, dass niemand in der Nähe war und mich hören konnte, wenn ich es sang und ich sang es sehr leise und meist mit tränenerstickter Stimme. | ||
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Es war als ließe ich mit jedem Ton ein klein wenig der dunklen Wolke entweichen, die mich so bleiernd niederdrückte. | Es war als ließe ich mit jedem Ton ein klein wenig der dunklen Wolke entweichen, die mich so bleiernd niederdrückte. | ||
- | Drei Tage später kam mich Matthias besuchen, | + | Drei Tage später kam mich Matthias besuchen, |
Nie zuvor hatte ich jemand anderem eines meiner Lieder vorgespielt. Ich schämte mich für meine Stimme und mein viel zu schlechtes Gitarrenspiel. Und erst recht schämte ich mich für meine simple Lyrik. Als er einwilligte, | Nie zuvor hatte ich jemand anderem eines meiner Lieder vorgespielt. Ich schämte mich für meine Stimme und mein viel zu schlechtes Gitarrenspiel. Und erst recht schämte ich mich für meine simple Lyrik. Als er einwilligte, | ||
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Doch der Satz ließ mich nicht los. "Ich - ein Künstler?! So ein Quatsch!" | Doch der Satz ließ mich nicht los. "Ich - ein Künstler?! So ein Quatsch!" | ||
- | Ich klammerte mich an dieses Gefühl wie ein Ertrinkender auf hoher See an ein Stück Treibholz. Ich verliebte mich in die Vorstellung, durch die Innenstädte des Landes zu ziehen und den Menschen vorzusingen, | + | Ich klammerte mich an dieses Gefühl wie ein Ertrinkender auf hoher See an ein Stück Treibholz. Ich verliebte mich in die Vorstellung durch die Innenstädte des Landes zu ziehen und den Menschen vorzusingen, |
- | Zugleich wich die Trauer und die Verzweiflung darüber, dass **sie** | + | Zugleich wich die Trauer und die Verzweiflung darüber, dass **sie** sich von mir getrennt hatte, immer mehr dem Gefühl der Wut und der Empörung darüber, was für eine Art von Beziehung ich da eigentlich in den vergangenen acht Jahren |
Beides - diese Wut, gepaart mit dem Wunsch nach Flucht, Aufbruch und Neuanfang - verarbeitete ich in meinem nächsten Song mit dem passenden Namen "Na und?" | Beides - diese Wut, gepaart mit dem Wunsch nach Flucht, Aufbruch und Neuanfang - verarbeitete ich in meinem nächsten Song mit dem passenden Namen "Na und?" | ||
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- | ===== Kapitel 2: Aufbruch und Ausbruch ===== | ||
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- | Auf meiner Reise begegnete ich einem weiteren besonderen Menschen: Kay. Es war als begegnete man einer alten Freundin, die man noch nie zuvor gesehen hatte, als sich unsere Blicke zum ersten Mal trafen. Die Gespräche in den Zigarettenpausen zwischen den - meist sehr anstrengenden - Orga-Plena für unser gemeinsamen Kongress fühlten sich sofort so an, als hätten wir schon vieles gemeinsam erlebt, dabei kannten wir uns erst seit einem halben Tag. | ||
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- | Als wir am zweiten Abend gemeinsam spazieren gingen bekam ich eine Ahnung davon, woher dieses Gefühl rührte. Wie ich war Kay schon als Kind Opfer sexuellen Missbrauchs geworden. Wahrscheinlich war sie damals von ihrem Peiniger noch gemäß ihres " | ||
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- | Zumindest waren wir uns einig, dass wir dieser Rollenbeschreibung von " | ||
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- | Dennoch brachte sie mich dazu, meine eigene sexuelle Identität grundsätzlicher in Frage zu stellen. Doch das lag nicht allein daran, das wir so befreiend offene Gespräche darüber führen konnten. Vielmehr bemerkte ich nach einigen Wochen, in denen wir uns zumindest an einem Wochenende im Monat trafen, dass da noch mehr war - ich hatte mich in sie verliebt. Es war nicht das erste Mal, dass ich mich in einen Menschen verliebt hatte, dem seine primären Geschlechtsmerkmale in unserer Gesellschaft meist zu der Bezeichnung " | ||
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- | Ist mensch jetzt eigentlich " | ||
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- | Doch ich schweife ab. In all den tiefen Gesprächen die wir hatten, erzählte mir Kay eine Sache, die mich besonders berührte. Sie gestand mir, dass sie jeden Abend mindestens vier Bier trinken musste, um einschlafen zu können und von grausamen Albträumen verschont zu bleiben. Sie sprach davon, wie sehr sie sich dafür schämte und dass sie sich fest vorgenommen hatte, endlich damit aufzuhören, | ||
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- | Es brach mir das Herz das ein Mensch mit so einer wunderschönen Seele - und so wunderschönen türkisblauen Augen - in seinem Leben schon so viel Leid ertragen musste, dass sie sich nicht anders zu helfen wusste, als sich tagtäglich zu betrinken. Und zugleich konnte ich es so gut nachvollziehen, | ||
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- | ===== Kapitel 3: Das Jahr der Genesung. oder: Lernen zu Lieben, lernen zu leben ===== | ||
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- | **Sie** | ||
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- | Dieser Teil von mir gaukelt mir in meinen Träumen vor, wir wären noch zusammen, und dass es sich lohnt, all die Erniedrigungen, | ||
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- | Denn auch das bist **du**: eine der zu vielen Täter*innen in meinem Leben, die es genossen, mich leiden zu sehen. Einer der Menschen, deren Augen glitzerten und deren sadistisches Lächeln aufblitzten, | ||
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- | **Du** | ||
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- | Das, was **du** | ||
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- | Die Erinnerungen daran werde ich in mir tragen müssen, mein Leben lang. Und es wird noch einer langer Weg sein, bis ich zumindest mir selbst verzeihen kann, dass ich zuließ, dass ihr mich dafür benutzt. Dass ich mich nicht früher und entschiedener dagegen gewehrt habe. | ||
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- | Und dennoch kann und will ich dich nicht hassen. Ich wünsche dir und mir von ganzem Herzen, dass wir beide es eines Tages schaffen, das Loch in unserer Seele zu füllen und uns selbst zu lieben - damit wir dazu fähig werden, andere zu lieben, ohne sie mit unserer Liebe zu verbrennen. | ||
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- | ===== Epilog: Nicht das Ende, der Anfang einer Reise \\ ===== | ||
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