Reflektion Berufserfahrung
1. Was habe ich gelernt?
Sozialarbeiter:
Fifa spielen
Anträge im Bereich der offenen Jugendarbeit schreiben
Musikunterricht für Kinder gestalten
Lebensperspektiven von Kindern und Jugendlichen aus der Unterschicht
(Schul-) Leistungsdefizite von Kindern und Jugendlichen erkennen und durch gezielte Förderung beheben
Betreuung von Kinder- und Jugendgruppen
das Kinder und Jugendliche klare Absprachen und Regeln brauchen, um sich orientieren zu können
2.Womit war ich sehr zufrieden?
Sozialarbeiter:
Es war wenig belastende Arbeit - keine körperliche Anstrengung, wenig bis mäßig nervliche Anstrengung.
Kinder geben viel Energie und Zuneigung zurück
„Ersatzfamilie“ - man sieht Kindern beim groß werden zu und kann ihnen etwas mitgeben.
spielen&quatschen (Sozialisation) war meine Hauptbeschäftigung
3.Womit war ich sehr unzufrieden?
Sozialarbeiter:
intellektuell absolut stumpf: keine geistige Herausforderung, dumme Gespräche mit dummen Menschen
wenig Gestaltungsmöglichkeiten weil a) zuwenig finanzielle Ausstattung und b) demotivierte Kollegen
die Gleichgültigkeit der Kollegen gegenüber Problemen der Kinder und Jugendlichen - wenig Unterstützung z.B. bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung, politische Bildung (verbreitete Ausländerfeindlichkeit)
Macker als Vorgesetzter
(informelle) Hierarchien
demotivierend, weil ich kein „Go“ für Projekte bekommen habe
Gelder, die ich durch Anträge eingeworben habe (die ich in meiner Freizeit geschrieben habe) wurden zweckentfremdet
schlechte Arbeitsbedingungen: „betteln“ dass man auch die Urlaubstage bekommt, die einem zustehen, z.T. musste ich dem Geld für meine Überstunden hinterherrennen, gegen Ende ablehnendes bis feindliches Arbeitsklima, ungleicher Lohn für gleiche Arbeit.
Wenn keine Kinder oder Jugendlichen kamen, saß man dort rum und hat Däumchen gedreht - langweilig
Arbeit an den Symptomen, statt an den Ursachen (Auffangen derer, die „durchs Raster fallen“)
keine Möglichkeiten, sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren bzw. politisch zu engagieren (Beispiel: abgeschobene Flüchtlingskinder)
4. Was hätte ich besser machen können?
eigene Emotionen besser im Griff haben, um Betriebsklima zu schonen
mich nicht demotivieren lassen durch Verpeilung/Unfähigkeit/mangelnde Motivation der Mitarbeiter und Vorgesetzten
pünktlicher kommen/ „verlässlicher“ sein
5. Warum habe ich aufgehört/ mich gegen dieses Arbeitsfeld entschieden?
Sozialarbeiter:
Ich will intellektuell gefordert werden und nicht abstumpfen
keine gesamtgesellschatlicher Impact („unpolitisch“)
schlechte Arbeitsbedingungen im gesamten Feld (fehlende Mittel, dauerhafte Mangelverwaltung oder „Reiseveranstalter“ statt Pädagoge)
Arbeit an den Symptomen, statt an den Ursachen (Auffangen derer, die „durchs Raster fallen“)
keine Möglichkeiten, sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren bzw. politisch zu engagieren (Beispiel: abgeschobene Flüchtlingskinder)
schlechte Arbeitszeiten, um soziale Kontakte zu pflegen und eine Familie zu gründen (12 - 22 Uhr)
6. Welche Entwicklungschancen erhoffe ich mir generell, wann bin ich im Job zufrieden?
Momentan bin ich noch unsicher, was mein nächster Job überhaupt wird - es gibt mehrere Möglichkeiten.
Selbstständig:
„Freelancer“: freiberuflicher Erwachsenenbildner in meinen 4 Studienfächern (Erziehungswisschaft, Politik, Wirtschaft, Soziologie), wahrscheinlich mit den Schwerpunkten
Erziehungswissenschaft: alternative Schul- und Erziehungskonzepte, anarchistische Pädagogik, Lernen in politischen Auseinandersetzungen und sozialen Bewegungen, Geschichte der Studierendenbewegung, eLearning/Lernen im digitalen Zeitalter u.v.m.
Ökonomie: Ökonomisches Basiswissen (Keynes, Marx etc.), Wachstumskritik, globale Zusammenhänge und Machtverhältnisse in Wertschöpfungsketten
Soziologie: Theorien, Ursachen, Auswirkungen sozialer Ungleichheit, soziologische Theorien & Gesellschaftsanalysen (insb. Bourdieu, Foucault, Luhmann)
Politik: wie funktionieren parlamentarische Demokratien, direkte Demokratie, Anarchie? Welchen Einfluss haben soziale Bewegungen auf parlamentarische Entscheidungen?
Methoden: Moderation von Entscheidungsprozessen in Gremien und Gruppen, Methoden der Entscheidungsfindung, digitales Wissensmanagement, Audio-, Video- & Grafikdesign und Publikation
„Kulturschaffender“ und „Künstler“: organisieren von Festivals, Konzerten, Aufführungen und Ausstellungen, Musiker und Produzent.
eLearning IT-Gnom: Aufbau und Pflege von eLearning-Plattformen für Schulen, NGOs, VHS, Parteien, Unternehmen etc.
Aktivist: möglichst selbstversorgend und geldfrei leben und soziale Bewegungen aufbauen/begleiten.
Angestellt:
Hauptamtlicher pädagogischer Mitarbeiter (HPM) mit dem Schwerpunkt politische Erwachsenenbildung in einer NGO, VHS, Gewerkschaft etc.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich der Erwachsenenbildung in einer Partei, einem Ministerium, an einer Hochschule…
Sozialarbeiter (ambulante Betreuung von psychisch Kranken, Erziehungshilfe, betreutes Wohnen…)
Pro und Contra
Selbstständig:
Pro:
stetig wechselnde intellektuelle Herausforderungen
Kein Chef! (aber wechselnde Auftraggeber)
persönliche Flexibilität
ich bestimme die Inhalte, die ich vermittele
Saisonarbeit
selbstgewählte Pausen
Die Möglichkeit, „Nein“ zu sagen
viele Reisen - „Die Welt kennenlernen“
Contra:
finanzielle Unsicherheit
wenig soziale Absicherung (Rente etc.)
Zwang zur Selbstausbeutung
teilweise hoher Verwaltungsaufwand
vielleicht hoher Druck und hoher Stress?
7. Was macht einen guten Arbeitgeber aus?
Hierarchiearme Strukturen: Inhaltliche Entscheidungen sollten im Konsens getroffen werden, nur organisatorische Entscheidungen „dürfen“ auch von „Vorgesetzten“ alleine getroffen werden, pädagogische und didaktische Entscheidungen treffe ich allein (geteilte Aufgabenbereiche).
achtsamer Umgang: ich muss wegen meiner psychischen Vorerkrankungen besonders darauf Acht geben, genügend Zeit zur Erholung zu haben, um langfristig arbeitsfähig zu bleiben
Sinn: Das was ich tue, muss einen positiven gesamtgesellschaftlichen Impact haben, ich muss das Gefühl haben, damit etwas sinnvolles zu tun und die Welt zu einem lebenswerteren Ort zu machen.
7.1. An welcher Stelle bin ich bereit, Kompromisse zu machen?
Am ehesten: beim Einkommen. Ich bin bereit für einen verhältnismäßig niedriges Einkommen in Kauf zu nehmen, wenn dafür die Rahmenbedingungen und der Sinn meiner
ich bin bereit, auch zu ungewöhnlichen Zeiten zu arbeiten, phasenweise mehr als 40 Stunden die Woche zu arbeiten, wenn diese Phasen nicht zu lange anhalten und durch entsprechende Ruhephasen wieder ausgeglichen werden
7.2. Was ist ein No-Go?
Arbeiten um des Profits willen - Siehe „Sinn“.
Ich arbeite nie wieder „unter“ jemandem, ich arbeite nur neben jemandem. Hierarchie und „Weisungen“ sind mir zutiefst zuwider.
Macker und dominantes Redeverhalten
mehr als - durchschnittlich - 30 Stunden Wochenarbeitszeit (es sei denn, meine Arbeit ist auch mein Lebenssinn, z.B. aktiv und unmittelbar die Lebenssituation sehr vieler Menschen verbessern.)
8. Arbeiten, um zu Leben, oder Leben, um zu arbeiten?
Auch wenn das erst einmal gruselig klingt: Leben, um zu arbeiten. Für mich muss meine Arbeit einen Sinn stiften, es muss ein Job sein, mit dem ich auf irgendeine Weise die Welt verbessern kann. Dann bin ich auch bereit, viel dafür aufzugeben: Einkommen, Sicherheit, Zeit für Freizeitaktivitäten etc. sind mir nicht so wichtig, so lange ich aufgehe in dem, was ich tue. z.B. wenn ich wirklich Kulturschaffender/Künstler werde: Eigentlich hört man nie auf, Künstler zu sein, denn jede Begegnung, jede Freizeitaktivität ist wieder Inspirationsquelle für meine Kunst…
9. Was mache ich im nächsten Job besser?
ich gebe mehr auf mich Acht
ich werde mich nicht mehr „Aufopfern“
Ich mackere weniger rum, wenn ich im Stress bin - dann lieber „kürzer treten“ und auf ausreichend Pausen achten.